Nicht jedes Dach ist gleich gut für Solarenergie geeignet, aber die meisten Dächer können durchaus rentable Solarerträge erzielen. Als Planungsingenieurin erkläre ich Ihnen, welche Faktoren entscheidend sind und wie Sie das Maximum aus Ihrer verfügbaren Dachfläche herausholen können.
🏠 Schnell-Check: Ist Ihr Dach geeignet?
Faktor 1: Dachausrichtung - Süden ist nicht alles
Die Himmelsrichtung Ihres Daches beeinflusst den Solarertrag erheblich, aber selbst ungünstige Ausrichtungen können noch wirtschaftlich sein:
Ertragsvergleich nach Ausrichtung (Deutschland):
Süden (180°)
Optimal für maximale Erträge über das ganze Jahr
Südwest/Südost (135°-225°)
Sehr gute Erträge, minimaler Verlust gegenüber Süden
West/Ost (90°-135°, 225°-270°)
Immer noch rentabel, besonders bei hohem Eigenverbrauch
Nordwest/Nordost (45°-90°, 270°-315°)
Grenzwertig, Einzelfallprüfung erforderlich
Norden (315°-45°)
Meist unwirtschaftlich, außer bei sehr günstigen Bedingungen
Ost-West-Anlagen: Der Geheimtipp
Ost-West-Anlagen werden oft unterschätzt, bieten aber besondere Vorteile:
✅ Längere Produktionszeit
Stromerzeugung von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
✅ Höherer Eigenverbrauch
Bessere Abdeckung des Tagesverbrauchs
✅ Mehr Module
Oft doppelt so viele Module auf derselben Dachfläche
✅ Weniger Spitzenlasten
Gleichmäßigere Stromerzeugung über den Tag
Faktor 2: Dachneigung - Flexibler als gedacht
Die Dachneigung beeinflusst, wie viel Sonnenlicht die Module einfangen können:
Ertrag nach Dachneigung (Südausrichtung):
Dachneigung | Relativer Ertrag | Dachtyp | Besonderheiten |
---|---|---|---|
30°-35° | 100% | Satteldach | Optimal für Deutschland |
25°-40° | 98-99% | Satteldach | Sehr gute Erträge |
15°-50° | 95-97% | Satteldach/Pultdach | Gute Wirtschaftlichkeit |
10°-60° | 90-94% | Flachdach/Steildach | Noch akzeptabel |
0°-10°, >60° | 80-90% | Flachdach/Steildach | Spezielle Lösungen nötig |
Lösungen für ungünstige Neigungen:
Flachdach (0°-10°)
- Aufständerung mit optimaler Neigung
- Ost-West-Aufstellung für mehr Module
- Ballastierung statt Dachdurchdringung
- Bessere Wartungszugänglichkeit
Steildach (>50°)
- Indach-Systeme für bessere Optik
- Spezielle Befestigungssysteme
- Höhere Wintererträge
- Selbstreinigungseffekt bei Schnee
Faktor 3: Verschattung - Der kritische Punkt
Verschattung ist oft der limitierende Faktor für Solaranlagen. Moderne Technologie kann aber viele Verschattungsprobleme lösen:
Verschattungsquellen und ihre Auswirkungen:
🏠 Gebäude/Schornsteine
Harte Schatten, oft ganztägig. Planung der Modulanordnung entscheidend.
🌳 Bäume
Saisonale Verschattung, oft nur teilweise. Rückschnitt meist möglich.
📡 Antennen/Masten
Kleine, wandernde Schatten. Oft vernachlässigbar oder verlegbar.
⚡ Stromleitungen
Linienförmige Verschattung. Modulanordnung anpassen.
Technische Lösungen für Verschattungsprobleme:
Leistungsoptimierer
Funktionsweise: Jedes Modul arbeitet unabhängig
Vorteil: Verschattete Module beeinträchtigen andere nicht
Kosten: +15-20% der Modulkosten
Empfehlung: Bei partieller Verschattung ideal
Mikrowechselrichter
Funktionsweise: Ein Wechselrichter pro Modul
Vorteil: Maximale Flexibilität bei Verschattung
Kosten: +20-30% der Wechselrichterkosten
Empfehlung: Bei komplexer Verschattung
String-Optimierung
Funktionsweise: Intelligente String-Aufteilung
Vorteil: Kostengünstige Teillösung
Kosten: Minimal höher
Empfehlung: Bei geringer Verschattung
Faktor 4: Dachzustand und Statik
Ein wichtiger, oft übersehener Aspekt ist die Tragfähigkeit und der Zustand des Daches:
Strukturelle Anforderungen:
Tragfähigkeit
- Zusätzliche Last: 15-25 kg/m²
- Statikprüfung bei älteren Gebäuden
- Verstärkung möglich, aber kostenintensiv
Dachzustand
- Dacheindeckung in gutem Zustand
- Keine geplante Sanierung in den nächsten 10 Jahren
- Traufenhöhe für Montage ausreichend
Dachaufbau
- Sparren/Pfetten für Befestigung geeignet
- Dachstuhl aus Holz oder Beton
- Zugang für Installation möglich
Sonderfälle und Lösungen
Denkmalschutz
Herausforderung: Strenge Auflagen für historische Gebäude
Lösungen:
- Indach-Systeme in denkmalgerechter Optik
- Module auf nicht sichtbaren Dachflächen
- Balkon- oder Gartenlösungen als Alternative
- Frühzeitige Abstimmung mit Denkmalschutz
Mehrfamilienhäuser und Mietobjekte
Herausforderung: Komplexe Eigentumsverhältnisse
Lösungen:
- Mieterstrom-Modelle
- Gemeinschaftsanlagen mit Volleinspeisung
- Balkonsolaranlagen für Mieter
- Energy-Sharing-Konzepte
Wirtschaftlichkeitsberechnung
Selbst bei ungünstigen Bedingungen kann eine Solaranlage wirtschaftlich sein:
Beispielrechnungen verschiedener Dachtypen:
Optimales Dach
Süd, 30°, keine Verschattung
10 kWp Anlage, 18.000 € Kosten
Jahresertrag: 10.500 kWh
Amortisation: 9 Jahre
20-Jahres-Gewinn: 12.000 €
Ost-West-Dach
Ost-West, 25°, leichte Verschattung
12 kWp Anlage, 20.000 € Kosten
Jahresertrag: 11.200 kWh
Amortisation: 11 Jahre
20-Jahres-Gewinn: 8.500 €
Herausforderndes Dach
West, 45°, teilweise Verschattung
8 kWp Anlage, 16.500 € Kosten
Jahresertrag: 6.800 kWh
Amortisation: 14 Jahre
20-Jahres-Gewinn: 3.200 €
Ihr nächster Schritt: Professionelle Dachanalyse
Eine genaue Bewertung Ihres Daches erfordert Fachkenntnisse und spezielle Tools:
Unser Analyseprozess:
Vor-Ort-Termin
Besichtigung und Vermessung Ihres Daches
3D-Modellierung
Erstellung eines detaillierten Dachmodells
Verschattungsanalyse
Berechnung der Verschattung über das ganze Jahr
Ertragsberechnung
Präzise Prognose der Solarerträge
Wirtschaftlichkeitsanalyse
Detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung
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